Handball Herren 1

von Christine Wallisch

Spitzenreiter Neureut hört ab sofort auf den Namen „Meister Neureut“

TG Neureut – TGS Pforzheim 29:28 (20:13)

Zwei Spieltage vor Schluss hatte die TG Neureut die Chance, sich zum Meister der Bezirksoberliga küren zu lassen, und das ausgerechnet gegen den ärgsten Konkurrenten aus Pforzheim, die bislang als einzige Mannschaft den Tabellenführer aus dem Norden Karlsruhes bezwingen konnten. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das absolute Topspiel am Samstagabend vor gut gefüllter Halle in Neureut.
Erste Halbzeit: TGS-Express wird unsanft im Zielbahnhof Neureut gestoppt und muss die vielleicht beste Halbzeit der Neureuter Meistermannschaft über sich ergehen lassen.
Nachdem im Hinspiel vor allem die Anfangsphase auf Seiten der Neureuter komplett verschlafen wurde, galt es von Anfang an, die Konzentration hochzuhalten und deutlich zu machen, wer nach 60 Minuten als Sieger vom Platz gehen sollte. Mit einem gekonnten Wurf aus der zweiten Reihe eröffnete Captain Andre Leippi das Spitzenspiel und unterzog mit dem Jubel der Fans und Mitspieler die Halle einem ersten Akustiktest. Aufgrund der zu erwartenden starken Abwehrreihe der Gäste und der im Vergleich zum letzten Spiel nicht wiederzuerkennenden Abwehr der Heimmannschaft zeigte die Spielstandanzeige nach 10 Minuten nur ein 3:3 an. Ein weiterer sicher verwandelter Siebenmeter und zwei schnelle Tore durch Ruben Ehrmann sorgten für die erste Drei-Tore-Führung für Neureut und das Zwischenziel „Anfangsphase nicht verschlafen“ konnte erfolgreich abgehakt werden. Dieser Abstand hielt sich bis zur 23. Spielminute, ehe Neureut den Schlussturbo der ersten Halbzeit zündete und die Resthoffnung auf den Titel überforderter Pforzheimer vorerst zerplatzen ließ. Diese bitteren Minuten seitens der Gäste lassen sich wie folgt zusammenfassen: Tor Andre (Neureut +5), Parade Yorick, Tor Alex (Neureut +6), Parade Yorick, Tor Jonah (Neureut +7). Weder ein Torhüterwechsel noch eine zweiminütige Überzahl des Tabellenzweiten konnten den Lauf stoppen. Die Kaltschnäuzigkeit vom 7-Meter-Strich, der über sich hinauswachsende Yorick und ein weiterer Treffer im Einklang mit der Halbzeitsirene sorgten für eine völlig verdiente 20:13 Führung zur Halbzeit. Spiel gewonnen, Meisterschaft sicher eingetütet? Denkt man. Falsch gedacht. Es sollte nochmal richtig knackig werden.

Zweite Halbzeit: Neureut lädt zu einem Meisterschaftskrimi ein, aber behält in entscheidendem Moment die Nerven und krönt sich zum Meister. Trotz mahnender Halbzeitansprache, dass der Rest des Spiels kein Selbstläufer wird, konnte Neureut zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht an die Topleistung aus dem ersten Durchgang anknüpfen. Wie bereits zu Beginn des Spiels eröffnete Captain Andre das Torewerfen und baute die Führung auf +8 aus. Das sollte erstmal die letzte Gemeinsamkeit mit dem ersten Durchgang bleiben. Neureut ließ die unwiderstehliche Konsequenz aus der ersten Hälfte im Zweikampf und im Wurf missen, weshalb sich die Gäste Tor um Tor herankämpfen konnten und den hart erkämpften Vorsprung des Tabellenführers in der 44. Minute auf lediglich zwei Tore schmelzen ließen. Dort lag die Chance sogar erstmal auf ein Tor heranzukommen, scheiterten aber aus sieben Metern am gut reagierenden Yorick. Dieser Vorsprung hielt die nächsten 10 Minuten stand, ehe Pforzheim innerhalb von 104 Sekunden mit Hilfe eines 3:0-Laufs den Spielstand egalisierte und erst durch eine Auszeit des Neureuter Trainers gestoppt werden konnte.
Die lautstarke Ansprache schien zu fruchten. Ein schön herausgespielter Angriff der Neureuter konnte nur zugunsten eines Strafwurfes unterbunden werden. Es sollte die Crunchtime von Rechtsaußen Nino Kruner werden und er übernahm die Verantwortung für den wichtigen Wurf: Pfiff. Wurftäuschung. Treffer. Absolute Ekstase auf Bank und Tribüne! Neureut 28, Pforzheim 27, 4 Minuten und 58 Sekunden noch zu spielen. Im anschließenden Angriff gelang den Gästen der erneute Ausgleich und Neureut musste wieder liefern. Es gelang in den folgenden nervlich kaum auszuhaltenden 2 Minuten und 54 Sekunden keiner Mannschaft mehr ein Tor zu erzielen, ehe Crunchtime Nino mit einem Wurf von Rechtsaußen wieder Verantwortung übernahm. Rechts. Links. Rechts. Sprung. Wurf. Treffer! Die Halle bebt! 1 Minute und 16 Sekunden trennten Neureut von der Meisterschaft. Weil den Gästen aus Pforzheim kein weiterer Treffer gelang, lief die Zeit unerbittlich langsam runter, aber letzten Endes reichte diese hauchzarte Führung, um sich nach 60 Minuten Kampf einen Spieltag vor Schluss die Krone der Liga aufsetzen zu können.

Dritte Halbzeit: Ich erinnere mich noch an den Abpfiff, nicht endend wollende Jubelschreie, „Oh wie ist das schön“-Chöre, die obligatorische Bierdusche für den Meistertrainer und den Rest kann ich mir nur noch mit Hilfe des Meisterschaftsvideos auf unserem Instagram-Account (tgneureut_handballherren) zusammenreimen.

Danke an alle für den lautstarken Support von den Rängen! Das war eine absolut bombastische Krönung einer absolut bombastischen Saison. Neureut ist MEISTER!!! Im letzten Spiel der Saison am 27.04 um 16.30 Uhr gilt es, diese Leistung auswärts bei Ettlingen 2 noch ein letztes Mal unter Beweis zu stellen, ehe die Mannschaft in die verdiente Sommerpause entlassen wird.

Es spielten: Andre Leippi (8), Fabian Groß (6), Ruben Ehrmann (5), Nino Kruner (4), Alexander Wack (2), Felix Kochendoerfer (1), Michel Lörz (1), Jonah Ter Haseborg (1), Jonas Widua (1), Florian Böttcher, Matthias Bücken, Fabian Jung, Max Vogel, Yorick Wolters

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